stk/dpa-AFX/ReutersBerlin - Das drohende Bahnchaos zur Ferienzeit ist erst einmal abgewendet. Die Lokführer wollen nicht mehr streiken - im Gegenzug bekommen sie von der Deutschen Bahn insgesamt 7,3 Prozent mehr Gehalt über eine Laufzeit von zwei Jahren.
Die GDL hatte sieben Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von einem Jahr gefordert - und im Vorfeld gedroht, dass es noch in der Urlaubszeit zu Arbeitsniederlegungen kommen könnte, sollten die Verhandlungen scheitern. Kurz vor Beginn der zweiten Runde am Montagnachmittag hatten beide Seiten aber bereits Einigungswillen signalisiert.
"Wir haben nach schwierigen Verhandlungen einen Tarifabschluss erzielt, der fair und vernünftig ist", sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber. Er gehe an die Grenze des Machbaren. GDL-Chef Claus Weselsky sprach von einem harten Stück Arbeit. Die Verhandlungen seien aber erfolgreich gewesen, weil beide Seiten großen Willen zur Einigung gehabt hätten. "Das ist eine gute Erhöhung der Einkommen", sagte Weselsky.
Vereinbart wurde außerdem, dass im laufenden Jahr die Zahl der Auszubildenden zum Lokführer auf rund 500 erhöht werden soll. Geplant sei, diesen "Trend" in den kommenden beiden Jahren fortzusetzen.
Der Flächentarifvertrag bei der Deutschen Bahn war am 30. Juni ausgelaufen - damit auch die Friedenspflicht. In den Jahren 2007 und 2010 hatten die Lokführer während der Tarifverhandlungen mit massiven Streiks den Bahnverkehr gestört.
Die GDL hatte 2008 einen eigenständigen Lokführer-Tarifvertrag erzwungen. Sie steht in Konkurrenz zur weitaus größeren Arbeitnehmervertretung EVG, die die übrigen Berufsgruppen der Bahn in Deutschland mit weit über 100.000 Beschäftigten vertritt. Die EVG wird Ende des Jahres mit dem Konzern über höhere Löhne verhandeln. Das Tarifergebnis mit der GDL gilt daher auch als Messlatte für diese Gespräche.