Die demografische Entwicklung weltweit
In den kommenden Jahrzehnten werden sich die Bevölkerungsstruktur und die Zusammensetzung der Erwerbsbevölkerung in den Industrie- und Schwellenländern, aber auch in den Entwicklungsländern dramatisch verändern. Ursachen für diesen demografischen Wandel sind die
steigende Lebenserwartung und die sinkenden Geburtenraten. Infolgedessen werden die meisten Gesellschaften spürbar altern. Bis zum Jahr 2050 erwarten die Vereinten Nationen (VN), dass der
Anteil der über 60-Jährigen an der Weltbevölkerung auf zwei Milliarden oder ca. 21 Prozent steigt. Dabei soll sich in den Entwicklungsländern der größte und schnellste Anstieg vollziehen.
Bereits heute leben dort 64 Prozent aller Älteren weltweit, bis 2050 erwarten die VN einen Anstieg auf 80 Prozent. Für Asien wird der größte Anteil Älterer und für Afrika das stärkste
Bevölkerungswachstum prognostiziert. Von den Älteren wächst voraussichtlich die Gruppe der Hochaltrigen ab 80 Jahren am schnellsten; sie soll sich bis 2050 auf rund 400 Millionen vervierfachen.
700 Millionen Menschen weltweit sind gegenwärtig älter als 60 Jahre. Die VN verweisen darauf, dass der Anteil der Frauen an dieser Altersgruppe bereits heute um 66 Millionen höher als der
Anteil der Männer ist. In vielen Regionen der Welt sind Frauen im Alter auch verstärkt von Armut betroffen. Die Zielsetzung der Vereinten Nationen Die VN haben bereits 1990 beschlossen,
am 1. Oktober den Internationalen Tag der älteren Menschen zu begehen, um die Herausforderungen und Chancen des demografischen Wandels in das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit zu rücken.
Zudem soll der Gedenktag die Leistungen der Älteren und den Gewinn, den sie für ihre Gesellschaften darstellen, hervorheben. In jedem Jahr setzen die VN einen thematischen Schwerpunkt.
2013 lautet das Motto:
The future we want – What older persons are saying. Longevity and development: opportunities and challenges.
Für die VN ist die prognostizierte Bevölkerungsentwicklung eine der größten sozialen, ökonomischen und politischen Herausforderungen dieses Jahrhunderts. Sie beabsichtigen, mit dem
speziellen Gedenktag am 1. Oktober eine Diskussion darüber anzustoßen, wie Menschen angesichts der demografischen Veränderungen künftig leben, arbeiten, planen und lernen werden, aber auch
wie sich Gesellschaften organisieren können, um mit der steigenden Zahl Älterer, der sinkenden Zahl Jüngerer und mit dem Rückgang der Erwerbstätigen umgehen zu können. Bereits der 1982 in
Wien beschlossene Erste Internationale Aktionsplan zu Altersfragen der VN hatte eine Neubewertung des Alterns zum Ziel. Auf nationaler und internationaler Ebene sollte ein besseres
Verständnis für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Konsequenzen des demografischen Wandels geschaffen werden. Ebenso sollte das Bewusstsein für die gleichzeitig auftretenden
menschlichen und entwicklungspolitischen Probleme geschärft werden. Daher legten die VN den Madrider Internationalen Aktionsplan zu Altersfragen 2002 vor. An zentraler Stelle stehen dabei
die Garantie der Menschenrechte für ältere Menschen, die Förderung der Gesundheit bis ins hohe Alter, die volle Teilhabe am ökonomischen, politischen und sozialen Leben sowie die Bekämpfung von Gewalt gegenüber älteren Menschen und von
ihrer Diskriminierung. Unter dem Motto Towards a society for all ages bekannten sich die Mitgliedstaaten der VN darüber hinaus zu dem Ziel, den Bedürfnissen aller Altersgruppen in ihrer
Gesellschaft gerecht zu werden sowie die Generationensolidarität zu stärken. Sie wollen Fragen des Alters in ihre sozialen und ökonomischen Strategien in allen Politikbereichen aufnehmen.
Die Situation in Deutschland
In Deutschland findet der Internationale Tag der älteren Menschen der VN bislang nur wenig Widerhall. Er wird teilweise als Weltseniorentag oder als Tag der älteren Generation bezeichnet.
Bei letzterer Bezeichnung kann es zu einer Verwechslung mit dem gleichnamigen Aktionstag kommen, der jährlich im April stattfindet. Auch Deutschland wird sich in den kommenden Jahrzehnten
nachhaltig durch den demografischen Wandel verändern. Um die bisherigen Lebensbedingungen, aber vor allem auch die Funktionsfähigkeit der Sozialversicherungssysteme aufrechtzuerhalten,
müssen nachhaltige Reformen durchgeführt werden. Sie müssen zudem einen Interessensausgleich zwischen den Generationen gewährleisten. Im Bereich der Alterssicherung wurde bereits eine
Anhebung der Regelaltersgrenze von 65 auf 67 bis 2029 beschlossen. Aber auch der Arbeitsmarkt ist betroffen: Nach Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes schrumpft und altert vor
allem der Anteil der erwerbstätigen Bevölkerung im Alter von 20 bis unter 65 Jahren. Ihre Zahl sinkt nach gegenwärtigen Prognosen von rund 50 Millionen auf etwa 42 bis 43 Millionen im
Jahr 2030. Im Jahr 2060 werden voraussichtlich nur noch 36 Millionen Menschen im Erwerbsalter stehen, ein Rückgang von 27 Prozent. Dabei wird allerdings von einer Nettozuwanderung von
jährlich 200.000 Personen ab dem Jahr 2020 ausgegangen. Fiele dieser Saldo geringer aus, wäre der Rückgang der Erwerbsbevölkerung entsprechend höher. In ihrem Demografiebericht von 2012
weist die Bundesregierung darauf hin, dass sich dieser Altersaufbau nur durch steigende Geburtenzahlen oder verstärkte Zuwanderung abmildern, aber nicht stoppen ließe, da dieser Prozess
bereits im heutigen Altersaufbau der Bevölkerung angelegt ist. Mit dem Älterwerden der geburtenstarken Jahrgänge, der Babyboomer-Generation, wird er weiter beschleunigt.
Um die Zahl der Erwerbstätigen zu erhöhen bzw. um dem sich abzeichnenden Fachkräftemangel zu begegnen, wird eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen und älteren Menschen im Erwerbsalter
angestrebt. Da dieses Potenzial Prognosen zufolge quantitativ nicht ausreichen wird, sollen vermehrt Fachkräfte aus dem Ausland angeworben werden. Darüber hinaus gilt es, junge Erwachsene
ohne Berufsausbildung verstärkt in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Quellen:
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http://www.un.org/en/globalissues/ageing/
(Abruf 29. August 2013)
–
http://www.un.org/en/events/olderpersonsday/background.shtml
(Abruf 3. September 2013)
–
http://www.un.org/esa/socdev/ageing/documents/IDOP/2013/BackgroundNoteIDOP2013.pdf
(Abruf 3. September
2013)
–
http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Themen/Politik_Gesellschaft/DemographEntwicklung/demo
grafiebericht_kurz.pdf?__blob=publicationFile
(Abruf 20. September 2013)
–
STATISTISCHES BUNDESAMT (2009) 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung, S. 17f
Verfasser/in: Andrea Staschok – Fachbereich WD 6, Arbeit und Soziales
Nr. 28/13 (24. September 2013)
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