Die traditionelle Frühjahrstagung der Seniorenvertreter des VDR fand in diesem Jahr im Hotel
Fulda Mitte. Dort trafen sich vom 17. bis 19. April aus dem gesamten Bundesgebiet 15
Vertreter*innen der Realschullehrerverbände, die im dbb organisiert sind, um sich in wichtigen
Fragen der „Seniorenpolitik in Bund, Ländern und Kommunen“ auszutauschen. Neben
gewerkschaftlichen und bildungspolitischen Fragen standen auch Verkehrssicherheit für
Senioren und die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Privatleben bei der Pflege auf dem
vielfältigen Programm.
Jürgen Böhm, Vorsitzender des VDR, nahm in seinem Vortrag Bezug auf die aktuellen
Situationen und auf die Herausforderungen „in Zeiten multipler Krisen“, die zurzeit sehr viele
Menschen beschäftigen: Dabei nannte er den Ukraine-Krieg, Energiekrise und Inflation, die
Nachwirkungen der Corona-Krise sowie den Lehrermangel.
Unter Moderation von Wilfried Rausch tauschten sich die Teilnehmer*innen am folgenden Tag
über die Arbeit in ihren Verbänden aus.
Dabei spielte die Kommunikation vor Ort und auch die Gestaltung der Homepage eine wichtige
Rolle. Rita Kiriasis-Kluxen regte an, dass sich die Seniorenvertretung nicht primär um den
Pflegeaspekt kümmern müsse, sondern dass auch weitere Angebote notwendig sind, um die
Verbandsarbeit attraktiv zu gestalten. Angebote wie Fortbildungsveranstaltungen,
Besichtigungen und Fahrten würden gerne von den Mitgliedern angenommen.
In einem sehr lebendigen Vortrag befasste sich Gerhard Brink, Kreisverkehrswacht Fulda, mit
dem Thema „Verkehrssicherheit für Seniorinnen und Senioren“. Noch bevor der Referent mit
seinen Ausführungen beginnen konnte, sorgte bereits ein aktueller Vorschlag der EU-
Kommission für Zünd- und Diskussionsstoff: Senioren ab 70 Jahren sollten alle 5 Jahre ihren
Führerschein erneuern. Brink beschwichtigte jedoch: Es handele sich nicht um eine Prüfung,
sondern um sog. „Rückmeldefahrten“. Dabei fahren die Senioren mit einem geprüften
Fahrlehrer 45 Minuten. Im Anschluss erhalten sie eine detaillierte, aber vertrauliche
Rückmeldung zum Fahrverhalten sowie Empfehlungen.
Das Thema „Verkehrssicherheit“ stellte Brink anschließend anschaulich unter vier Aspekten dar:
Beteiligung am Straßenverkehr als Fußgänger, als Radfahrer, als PKW-
Fahrer und unter Berücksichtigung der eigenen Gesundheit, denn mehr als 100 Faktoren, u.a.
körperliche Defizite, beeinflussen die eigene Verkehrssicherheit.
Zwar haben internationale und deutsche Studien unzweifelhaft belegt, dass das Lebensalter
allein kein erhöhtes Unfallrisiko bedeutet, doch sind Personen ab 65 Jahren häufig in schwere
Verkehrsunfälle verwickelt, mit zunehmendem Alter sind die Folgen gravierender.
Basierend auf diesen Ausführungen entwickelte sich ein lebhafter Dialog über alle
Verkehrsteilnehmer, in dem schwerpunktmäßig folgende Themen angesprochen wurden:
Einfluss von Medikamenten und Alkohol; Geschwindigkeitsbeschränkungen, Unfallhäufigkeit
durch höhere Geschwindigkeit, Beherrschen des eigenen Fahrzeugs, Vorfahrtsregelungen,
Unfälle an Zebrastreifen, Sicherheitstraining durch Verkehrswacht oder ADAC, richtiges Sitzen
und Anschnallen im Auto.
Energieersparnis durch 130 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen!
Alle Teilnehmer*innen nutzten die Gelegenheit, sich gegenseitig über die Seniorenarbeit in
ihrem Bundesland zu informieren. So teilte Christa Nicklas, Bundesseniorenvorsitzende VDR,
mit, dass „Seniorenmitwirkungsgesetze“ noch nicht überall in den Bundesländern Einzug
gehalten haben.
Das Kernstück dieses Gesetzes ist die Einrichtung eines Landesseniorenrates, der bei
Gesetzes-, Verordnungs- und sonstigen Vorhaben der Staatsregierung bei seniorenbezogenen
Themen angehört wird.
Die EU-Richtlinie vom 1. August 2019 war Thema. Ziel der Richtlinie ist es, die Gleichstellung
von Frauen und Männern im Hinblick auf Arbeitsmarktchancen und die Behandlung am
Arbeitsplatz in der gesamten EU dadurch zu erreichen und dass Arbeitnehmern, die Eltern oder
pflegende Angehörige sind, die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben erleichtert wird.
Bereits 2015 wurde ein „Unabhängiger Beirat für die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf“
gebildet. Einen Sitz in diesem 21-köpfigen Gremium hat auch Ulrich Silberbach,
Bundesvorsitzender dbb beamtenbund und tarifunion, er ist der Meinung: „Wer sich kümmert,
sollte dafür belohnt werden. Doch das Gegenteil ist der Fall: Wer Angehörige pflegt, erhöht sein
Risiko, arm zu werden. Dagegen können nur strukturelle Lösungen helfen. Aus unserer Sicht ist
die Einführung einer Lohnersatzleistung für Menschen, die privat pflegen, ein sozialpolitisch
zwingender Baustein – vor allem angesichts der kriegs- und krisenbedingten Teuerung der
Lebenshaltungskosten.“ Es gibt also noch viel zu tun!
Die Tagung schloss mit einem Ausblick auf den Bundesseniorenkongress, der vom 16. bis 17.
Oktober in Berlin stattfindet. Delegierte sind Christa Nicklas, Wilfried Rausch, Rita Kiriasis-
Kluxen und Monika Holder für NRW, Ersatzdelegierte: Ellen Gruhn. Anträge sind bis 8. August
2023 einzureichen.
Rita Kiriasis-Kluxen & Werner Hillen aus dem Saarland