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Generation Ü65 - unterschätzt und übersehen?!
Der Vorsitzende der dbb bundesseniorenvertetung Dr. Horst-Günter Klitzing eröffnete die
Fachtagung, und betonte, dass die Thematik der Veranstaltung in Bezug auf den seit
diesem Jahr vorliegenden Altersbericht von besonderer Relevanz sei.
Staatssekretär Michael Brand, Ministerium BMBFSFJ, äußerte für die neue Regierung das
Thema wichtig, belegt in der Fortführung des Projektes “DigitalPakt Alter” und in der
Unterstützung des Programms BELL (Bildung und Engagement ein Leben lang).
Volker Geyer, der neue Vorsitzende des dbb Beamtenbund und
Tarifunion, forderte, dass die Gruppe der Ü65-Jährigen – sie macht etwa ein Viertel der
Gesamtbevölkerung aus – nicht zum Sündenbock gesellschaftlicher Probleme gemacht
werde dürfe. Altersdiskriminierung finde man in allem Lebensbereichen. In der Presse
würden Ältere bewusst als schwach dargestellt (Rollator oder auf einer Bank sitzend) und
würden ausgegrenzt. Schließlich haben Ältere viel zum Aufbau des Wohlstandes unserer
Gesellschaft beigetragen und sind gewissermaßen ein „Wissensspeicher“. Heute bilden
Ältere schließlich das Rückgrat des Ehrenamtes.
Geyer forderte, Artikel 3 des GG um den Begriff „Lebensalter“ zu erweitern. Teilhabe dürfe man nicht als Geschenk sehen, sondern als Recht.
Altersdiskriminierung beginnt im Kopf. Diese zu erkennen ist die Voraussetzung
für deren Überwindung.
Prof. Dr. Eva-Marie Kessler beleuchtete die psychologischen Aspekte des Themas.
Quelle für den Ageismus sei die Angst vor Tod und Vergänglichkeit, was zur Abgrenzung
vom Alter führt. Als Folgen des Ageismus nannte sie: Inaktivität, Krankheit, Unzufriedenheit,
Reduktion von Lebenswillen.
Diese Folgen kommen der Gesellschaft schlussendlich teuer zu stehen. Zur Verhinderung
von Entstehung von Ageismus nannte die Referentin:
● Bewusstsein von Ageismus entwickeln
● Neue Altersbilder entwickeln
● Von der Gesellschaft des längeren Lebens sprechen
● „Gutes Alter“ bedeutet nicht „Nicht Alter“.
Den juristischen Aspekt nahm Dr. Stephan Gerbig, LL.M., unter die Lupe.
Altersdiskriminierung sei ein kinder- und seniorenpolitisches Problem, da beide nicht in GG
Artikel 3 aufgeführt seien, obwohl beide Gruppen zusammen 46% der Gesamtbevölkerung
ausmachen. Vorbildlich sei da Art. 21 EU-Grundrechtecharta. Da europäisches Recht über
nationalem steht, sieht er dringenden Handlungsbedarf, sieht aber Probleme, in der jetzigen
Zusammensetzung des Bundestages eine 2/3-Mehrheit zu bilden.
Die Altersdiskriminierung hält Dr. Claudia Mahler für einen Verstoß gegen Menschenrechte.
Altersbilder sind meist negativ besetzt und fördern somit die Altersdiskriminierung. Die
Rechte haben kein Ablaufdatum. Es sei darauf zu achten, dass nicht Alt gegen Jung
ausgespielt wird, wo sich doch gezeigt hat, dass altersgemischte Teams am besten
funktionieren.
Dr. Eva Wlodarek sieht in folgenden sieben Gewinnpunkten des Alters eine Ermutigung:
1. Positiv antworten
2. Deutlich kommunizieren
3. Selbstbestimmt loslassen
4. Optimistischer Persönlichkeitsausdruck
5. Souveräne Größe zu „was man über sie sagt“
6. Innere Arbeit ist wichtiger als äußere
7. Nichts verschieben und Prioritäten
Norbert Lüdtke, zweiter Vorsitzender der Bundesseniorenvertretung, bedankte sich in
seinem Schlusswort bei allen Akteuren der Veranstaltung und nahm Punkt 7 von Eva
Wlodarek mit folgendem Zitat auf: „Sobald der Mensch seine Endlichkeit erkennt, fängt er an
zu rennen“!
Falsch! Wir empfehlen unseren Mitgliedern, kontinuierlich zu laufen und sich bewegen. Das
Alter spielt da keine Rolle!

